Portfolio- und Reifegradmanagement für Innovationsprojekte zur Multiprojektsteuerung in der frühen Phase der Produktentwicklung

Forschungsbereich Methodische Produktentwicklung

Projekt abgeschlossen.

Zusammenfassung

Um in der frühen Phase der Produktentwicklung in einer Multiprojektlandschaft die Entscheidungsqualität bei vertretbarem Aufwand zu steigern, wurden eine Projektbewertungsmethode (2x2-Methode) und ein Projektportfolio (Value@Risk-Portfolio) entwickelt. Wesentlicher Bestandteil der Projektbewertungsmethode ist ein Scoring Modell, das nominale Entscheidungen nach zuvor definierten Ausprägungen quantifiziert und damit vergleichbar macht. Dieser Bewertung wird eine intuitive Expertenbewertung, die ?Soft-facts? und ?Gutt-Feeling einfließen lässt, hinzugefügt. Damit ist eine Konsistenzprüfung bzw. eine Überprüfung bzgl. einer Falschbewertung möglich. Die Kriteriengewichte werden implizit mittels eines Zielprogrammierungsansatzes durch Abstandsminimierung zwischen der intuitiven und der durch das Scoring Modell errechneten Bewertung berechnet, was eine Zeitersparnis bis zu 80 % gegenüber klassischen Analytic Hierarchy Process (AHP) Ansätzen ermöglicht. Diese Zeit kann für wertvolle inhaltliche Diskussionen genutzt werden. Die Darstellung im Portfolio ist, begründet durch die fehlende explizite Rangfolge der Projekte, robust gegen Tagesformbedingte Bewertungsschwankungen, die unweigerlich durch die Unsicherheiten in der frühen Phase auftreten.

Die systematische Projektselektion ist aufgrund der vielfältigen, nachgelagerten Einflüsse kein Garant für eine hohe Entwicklungsproduktivität (Projekterfolg/Markterfolg) oder für erfolgreiche Innovationen. Um die Projekte zielgerichtet in ein Fahrzeug zu bringen und nachhaltig Wettbewerbsvorteile zu erzielen, wurde daher zusätzlich ein Reifegradmanagement für Innovationsprojekte entwickelt und in der Praxis getestet. Die Innovationsprojekte werden in sechs Reifestufen von der Idee bis zur Entscheidung zugunsten oder gegen die Serienentwicklung eingeteilt. Checklisten mit Reifekriterien definieren die Anforderungen für jede Reifestufe. Mit zunehmender Reife werden diese Kriteriensets immer detaillierter und konkreter, um somit vom kreativen Entwicklungsprozess zum anforderungsgetriebenen Entwicklungsprozess überzuleiten. Um der Vielzahl unterschiedlicher Projekttypen, aber auch völlig neuartigen Projekten, gerecht zu werden, können die Reifekriterien dynamisch den Projekten zugewiesen werden. Die Reife wird anhand eines Reifeindexes gemessen, der die Erfüllung der Reifekriterien je Reifestufe widerspiegelt. Der Erfüllungsgrad der einzelnen Kriterien wird mittels einer Ampelbewertung gemessen. Die Prognose der zu erreichenden Projektreife für den Finanzierungszeitraum wird auf Basis der Kriteriensets möglich. Zur Effizienzsteigerung gibt es verschiedene Detaillierungsgrade, die eine optimale Steuerungstiefe, auf Projektart und -inhalt angepasst, zulassen.

Aufgrund der Tatsache, dass die beste Projektselektion keine Wirkung zeigt, wenn die gewählten Projekte nicht umgesetzt werden können, sind die Themen Projektportfolio- und Reifegradmanagement zusammen zu betrachten. Wenn dabei Zielunklarheit und lückenhaftes Wissen in der frühen Phase akzeptiert werden müssen, dann sollten diese Unsicherheiten kontrollierbar sein. Ein Regelwerk für diesen Zielbildungs- und Entscheidungsprozess bietet das Projektportfoliomanagement mit dem Value@Risk-Portfolio. In Kombination mit dem Reifegradmanagement der frühen Phase wird die Umsetzung der zuvor ausgewählten Projekte sichergestellt. Der praktische Nutzen dieser Methodenkombination konnte durch den erfolgreichen Einsatz in der Unternehmenspraxis nachgewiesen werden.

Bild 1: Projektportfolio- und Reifegradmanagement im Innovationsprozess
Bild 1: Projektportfolio- und Reifegradmanagement im Innovationsprozess

Ansprechpartner

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Daniel Roth

Dr.-Ing.

Leiter Finanzen und Verwaltung;
Stlv. Leiter Konstruktionstechnik;
Gruppenleiter Methodische Produktentwicklung

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