Das Projekt PDKbench am Institut für Konstruktionstechnik und Technisches Design (IKTD) beschäftigt sich mit der Bestimmung des konzeptionellen Ablaufs und der Entwicklung eines rechnergestützten Tools zur Bewertung von Wissen in der Produktentwicklung.
Motivation
Wissen wird als „der“ Produktionsfaktor der Zukunft gesehen und macht schätzungsweise mehr als 50 % der Wertschöpfung aus. Dennoch belegen viele Studien, dass ein zielgerichteter Umgang mit Wissen in Unternehmen bisher nur in unzureichendem Maße stattfindet. Es lässt sich jedoch ein Paradigmenwechsel feststellen, bei dem Unternehmen Wissen als Produktions- und damit als Wettbewerbsfaktor erkennen und dieses mehr und mehr in das Blickfeld des Managements rücken. Ein verstärktes Umdenken lässt sich durch die Neuauflage der ISO 9001:2015 erkennen, in welcher Wissensmanagement zur Pflicht wird.
Eine Herausforderung des Wissensmanagements besteht somit in der Mobilisierung des vorhandenen Wissensschatzes, so dass dieser zur Erreichung der strategischen Unternehmensziele beiträgt. Gleichermaßen trägt auf der operativen Ebene der Bereich der Produktentwicklung und das damit verbundene Wissen maßgeblich zum Erfolg der Produkte eines Unternehmens bei. Voraussetzung für den damit verbundenen Markterfolg ist es daher, das wertschöpfende Wissen zu identifizieren und weiterzuentwickeln.
Problemstellung
Die Bewertung von Wissen in der Produktentwicklung soll eine gezielte Entwicklung und Steuerung dieses „Produktionsfaktors“ und damit einen erfolgreicheren Entwicklungsprozess unterstützen.
Bisher existieren allerdings keine Verfahren, um den „Wert“ von Wissen zu messen. Wissen ist nicht immer direkt „greifbar“ und lässt sich nicht im einfachen Sinne einer monetären Kennzahl erfassen. Zudem steht eine konkrete Fokussierung auf einzelne Bereiche der Unternehmen wie z. B. die Produktentwicklung weiterhin aus. Es besteht damit Unklarheit, welches Wissen in der Produktentwicklung zum Erfolg beiträgt und wie dieses entwickelt werden muss.
Zielsetzung
Bei der Entwicklung marktfähiger Produkte müssen Unternehmen über das richtige Wissen verfügen. Dieses als „SOLL“-Wissen bezeichnete Wissen setzt sich aus allen notwendigen Wissensinhalten zusammen, die zur Entwicklung und späteren Produktion notwendig sind. Es umfasst damit unter anderem Wissen über den Markt, über die Eigenschaften und Funktionen des Produkts, Kenntnisse der Herstellung, und vieles mehr. Im Umkehrschluss stellt sich die Frage, ob das benötigte SOLL-Wissen auch im jeweiligen Unternehmen zur Verfügung steht.
Als übergeordnetes Ziel dieses Forschungsvorhabens kann damit die Bestimmung des vorhandenen sowie benötigten Wissens zur Produktentwicklung in Unternehmen betrachtet werden, damit dieses bewertet und situationsspezifisch entwickelt werden kann. Hierzu muss im Vorfeld geklärt werden, was unter Produktentwicklungswissen verstanden wird und wie dieses bewertet werden kann. Wissen stellt dabei ein immaterielles Gut dar.
In einem ersten Schritt wird der Fragestellung nachgegangen, wie ein strukturelles Wissensmodell in der Produktentwicklung aussehen kann. Hierbei wurde in verschiedenen intensiven Rechercheschritten (Recherche gängiger Wissenstypen und –arten im Kontext des Produktentwicklungsprozesses | Entwicklung eines theoretischen Strukturansatzes | Entwicklung eines „Lehrstuhl“validierten Strukturansatzes) ein möglichst allgemeingültiger Strukturansatz für Wissen in der Produktentwicklung im industriellen Umfeld erarbeitet.
Im einem zweiten Schritt wurde erarbeitet, wie das benötigte SOLL-Wissen in Abhängigkeit von verfügbaren Informationen bestimmt bzw. festgelegt werden kann. Dabei sind verschiedene Verfahren entstanden, die je nach gewünschtem Detaillierungsgrad zur Anwendung kommen können.
Der dritte Schritt beschäftigt sich mit der eigentlichen Erfassung des aktuell im Unternehmen/Bereich vorhandenen IST-Wissen. Wesentliches Arbeitsergebnis dieses Schritts sind zwei verschiedenen Formen der Wissenserfassung: ein Vorgehen zur Erfassung kontextschwacher und ein Vorgehen zur Erfassung kontextstarker Wissenstypen.
Im vierten und fünften Schritt erfolgt die Aufbereitung der erfassten Wissensinhalte. Wissen lässt sich dabei beispielweise in Form semantischer Netze aufbereiten. Die Ergebnisse aus Schritt zwei und drei erlauben einen Abgleich und resultieren in Empfehlungen zur Entwicklung der Wissensbasis des Unternehmens.
Ansprechpartner
Daniel Roth
Dr.-Ing.Leiter Finanzen und Verwaltung;
Stlv. Leiter Konstruktionstechnik;
Gruppenleiter Methodische Produktentwicklung